Science Talk :: Bitcoin, Blockchain

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Science Talk vom 28. Mai 2018, Veranstaltung des Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung

Zusammenfassung

Bitcoin – wohl doch nicht das Geld der Zukunft

Der „Wilde Westen der Kryptowährung“ ist vorbei, stellte Jurist Christian Piska von der Universität Wien gestern, Montagabend, bei einem Science Talk des Wissenschaftsministeriums fest. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion suchten Experten nach Antworten auf die Frage, welche Chancen es für Bitcoin und Co. gibt.
Um die Thematik von Blockchain und Bitcoin haben sich im letzten Jahrzehnt milliardenschwere Industrien gebildet. Die Technologie dahinter geht mittlerweile weit über den Finanzbereich hinaus. Es ist ein Thema, an dem sich die Geister scheiden, den technologischen Fortschritt könne aber niemand leugnen, befand Paul Klanschek, Finanzökonom und CEO des Start-ups BitPanda. „Heute stellt sich die Frage: Was kann die Blockchain-Technologie alles?“

„Das Potenzial, Dinge zu verändern“

„Blockchain-Technologie ist etwas, das juristisch extrem herausfordernd ist“ befand Piska. „Juristen haben sich bis jetzt nicht wahnsinnig viel und gern damit befasst.“ Jetzt, wo Staaten herausgefunden hätten, welche Gefahren damit verbunden sind – beispielsweise Terrorismusfinanzierung und Geldwäsche -, würde sich das ändern. Für den Juristen ergeben sich zwei mögliche Herangehensweisen: Entweder eine scharfe Regulierung der Technologie und ihrer Anwendungen und Anwender, was den „Tod dieser Idee“ für den jeweiligen Wirtschaftsstandort bedeuten würde. Oder eine zurückhaltende „Smart Regulation“, die den Wirtschaftsstandort fördern und dem Potenzial der Technologie eine Chance geben würde. „Wir müssen uns bemühen, das, was wir bereits haben, so auf die Technologie umzulegen, dass es funktioniert. Wir müssen neue, intelligente und smarte Wege gehen, und wir müssen aufpassen, dass das Problem der Überregulierung diesen Bereich nicht erwischt.“ Die Technologie sei wohl ein Gamechanger, aber die Regulierung bestimme den Wirkungsgrad.
„Als Volkswirt sehe ich diese Entwicklung als eine radikale Innovation, die das große Potenzial hat, Dinge zu verändern“, erklärte Guido Schäfer, Mitglied des Forschungsinstituts für Kryptoökonomik an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Er sehe aber auch große Unsicherheiten. „Ist Bitcoin das Geld der Zukunft? Nein.“ Dafür, so Schäfer, erfülle es nicht die allgemeinen Eigenschaften einer Währung, beispielsweise müsse es wertbeständig und als Recheneinheit zu nutzen sein. „Diese Funktionen erfüllt Bitcoin nicht, es steckt noch in den Kinderschuhen. Aber ich sehe einfach grundlegende ökonomische Gründe, warum diese Kryptowährung nie in den Status einer richtigen Währung aufrücken wird.“
Geld oder nicht Geld, das ist hier die Frage
Auch aus juristischer Sicht, findet Piska, sei Währung eine Fehlbezeichnung, da es nicht von der Zentralbank ausgegeben werde und kein staatliches Instrument sei. „Es ist kein Geld, auch kein E-Geld, weil es staatliche Wege umgeht und von Privatpersonen ‚erzeugt‘ wird.“ Juristisch gesehen sei es eine Ware, eine Handlung damit sei juristisch betrachtet ein Tausch.
Dass Kryptowährungen nicht wertbeständig sind, stelle allerdings für Länder mit hohen Inflationsraten eine Chance dar, so Piska. In Venezuela zum Beispiel, wo die Inflation mehrere tausend Prozent des Vorjahres beträgt, wäre die Kryptowährung trotz großer Schwankungen noch immer stabiler als die nationale Währung.
Sigrid Stagl, Ökonomin der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, sieht das größte Problem im Stromverbrauch, da Bitcoin und ähnliche Kryptowährungen durch starke Rechenleistung generiert werden. „Bezüglich Energieverbrauch müssen wir in eine andere Richtung gehen.“
Die Blockchain und der gläserne Mensch
Dass die Blockchain-Technologie weit mehr kann als nur Geldtransfer, ist sich Piska sicher. „Die Blockchain hat ihren ersten Anwendungsfall in den Kryptowährungen gefunden, das ist aber weit nicht alles. Blockchain ist überall dort sinnvoll, wo es um Sicherheit geht – denn es ist eine der sichersten Datenbanken, die wir kennen – und wo es um Transparenz geht.“ Weitere Anwendungsmöglichkeiten sieht er dementsprechend beispielsweise bei Wahlen oder bei der Gesundheitsdatenspeicherung. Da die Daten nicht mehr auf einem zentralen Server gespeichert würden, sondern auf allen in einer Transaktion beteiligen Servern, wären sie absolut sicher. Zwischenmänner würden hinfällig. Die Daten wären aber auch auf eine Art transparent und gläsern, „wie wir es uns heute noch nicht vorstellen können.“

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