Es tut uns alles so leid!
Ja, wir kritisieren die Political Correctness (PC) in diesem Heft. Und zwar nicht von Seiten der heimatbewegten reaktionären Seite, dazu hat sie unserer Ansicht nach zuviel mit selbiger gemein. Dreimal links abbiegen und man kommt nach rechts. Kultur, Identität all das sind schöne, progressiv klingende Begriffe, für alle, die nicht genau hinhören wollen oder können. Ganz einfach weil die komplexitäts-reduzierende Phraseologie für sie ausreichend ist, oder weil als geistiges Fundament Critical oder ähnliche -Studies im Nebenfach halt doch nicht reichen. Ich erlaube mir dieses Heft zu eröffnen und beschreibe mit In die Gosse mit euch! eine Entwicklung die für die politischen Systeme westlicher Staaten sehr problematisch zu sein scheint: der breite Teil der Bevölkerung, der auf der Links-Rechts Achse von der Lust auf permanente Thematisierung ihrer Heteronormativität genau soweit entfernt ist, wie von dumpfem Ressentiment, wird politisch-heimatlos gemacht. Dann nähern wir uns der Wurzel der PC, nämlich der Vorstellung vom „identitären Gefängnis“ (na, dämmert Ihnen was?) die, das labile und dauergekränkte Individuum erst möglich macht, und das dann durch volkspädagogische PC-Maßnahmen geschützt werden muss. In Identitätsprobleme beschreibe ich das Konzept der anthropologischen Revolution, und behaupte, dass das ein Konzept für eine regressive Linke ist. Im Interview mit Christine Bauer-Jelinek und Patrick Catuz, Gäste im Bank Austria Salon zum Thema „Gender“, lesen Sie, wie angenehm-widersprüchlich Positionen zu diesem Thema sein können. Der Soziologe Heinz Bude macht zum Schicksal des Gutmenschen einen Vorschlag zur Güte. Kenan Malik steht auf dem Standpunkt, dass das Konzept der „Multikulturellen Gesellschaft“ leider über seine infantile Phase nie wirklich hinauskam. Natürlich leben wir in einer multikulturellen Gesellschaft, aber eigentlich steht das gar nicht im Widerspruch zu einer „Leitkultur“ (außer vielleicht der der CSU). Jana Horvath wird dann ein wenig erotisches Prickeln in Zeiten politischer Korrektheitshysterie aufkommen lassen. Simone Seyringer gibt einen Einblick in das System der Mikroaggressionen. Der Schriftsteller Michael Amon bietet nur scheinbar unzusammenhängende Betrachtungen zur PC. Über die Lust am wohlwollenden Informationsentzug in öffentlich-rechtlichen Medien berichtet die Journalistin Chiara Pellegrini mit dem Artikel „Wir sind so berauscht von uns“. Ihrer Meinung nach weicht deren Rolle als Moralgeneratoren (zu) weit von ihrer Existenzberechtigung ab. Abschließend wollen wir festhalten: sollten Sie anderer Meinung sein, oder sich gegen unsere Anschuldigungen wehren wollen, betrachten wir das als narzisstische Wehleidigkeit Ihrerseits und sehen die Richtigkeit unserer Kritik darin nur bestätigt. Daher wäre es in Ihrem Interesse, Kritik zu unterlassen und das Heft einfach zu kaufen. Denn das ist nur zu ihrem Besten. Ganz ohne Ironie: Viel Freude beim Lesen wünschen Ihre XING Magazin-Redaktion & Bernhard Seyringer, Herausgeber XING 34 online oder Ausgabe per Email bestellen, digital bei APA-Kiosk. |