HANDS ON URBANISM –
Herr und Frau Schreber.

Wirtschaftskrise, Aufstieg rechts-nationaler Parteien, Prekarisierung breiter Gesellschaftsschichten, schamlose Gehirnwäsche in populären Kulturproduktionen. Hatten wir das nicht schon mal?
In den 1930ern kämpften Feuilleton-Redakteure der Arbeiter-Zeitung mit spitzer Feder gegen Radikalisierung und dummdreiste Ideologisierung. Die erstaunlich aktuellen Texte überraschen mit klarem Blick und Analysekraft. Wer über das Heute nachdenkt findet in den Feuilletons von damals entscheidende Paralellen.

Nähe zur Sozialdemokratie verstand man in der AZ-Redaktion als Aufgabe:
intellektuelles Sprachrohr und kritisches Korrektiv.
Neben der Integration liberaler bürgerlicher Traditionen – der Wertekanon der Redaktion – war ein Bekenntnis zu kultureller Avantgarde, zu progressivem Kunstschaffen im Feuilleton konsensual. So sollten die Werte und Normen, die Gesellschaft vorantreiben und deren progressive Kräfte – trotz gelegentlicher revolutionären Gesten, letztlich aber stets evolutionär, demokratisch orientiert – Veränderungen befeuern.

Es ist durchaus spannend, einen Kinofilm mal nicht durch die 3D-, sondern durch Fritz Rosenfelds Brille zu sehen; Sozialreportagen mit Max Winters Beobachtungsspektrum zu lesen; Ernst Fischers Gedanken zu einer republikanischen Schule im Angesicht der aktuellen Bildungsdebatte; Nochmal mit Ernst Toller den kommunalen Wohnbau zu beobachten.

Vorgelesen wird wieder am 20. Juni im Architekturzentrum. Thema ist HANDS ON URBANISM und an diesem Abend insbesondere die Kleingartenbewegung und ihre Kolumne in der Arbeiter-Zeitung. Das Buch zur Lesung, „Schreiben für den Fortschritt. Die Feuilletons der Arbeiter-Zeitung“, können Sie aber jederzeit bestellen.